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Prof. Dr. Iman Attia - Professorin für Diversity Studies/Rassismus und Migration an der Alice Salomon Hochschule Berlin

Prof. Dr. Iman Attia ist Professorin für Diversity Studies/Rassismus und Migration an der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH). Mit Kubinaut sprach Sie über Ihre Arbeit und Diversität in der Sozialen Arbeit.

Interview: Justine Donner

Können Sie etwas zu Ihrer Professur an der ASH erzählen? Seit wann gibt es sie und wie ist sie an die ASH eingebettet?

Die Professur heißt eigentlich Theorien, Methoden und Praxis interkultureller sozialer Arbeit. Das ist einerseits viel zu breit – macht aber deutlich, dass die allgemeine soziale Arbeit (falls es so etwas gibt) sowohl bezüglich ihrer Methoden und Praxis, als auch ihrer theoretischen Bezüge einer grundlegenden Reflexion aus einer spezifischen Perspektive bedarf. Andererseits ist der Begriff interkulturelle soziale Arbeit nicht richtig, denn er suggeriert, dass es so etwas wie zwei Kulturen gäbe, die sich da gegenüber stünden und zusammengebracht werden müssten. Vielmehr – und deswegen Rassismus und Migration – geht es darum, zu verstehen, wie Migrationsbewegungen und Rassialisierungsprozesse mit der Entstehung moderner Gesellschaften zusammenhängen und sie aktuell prägen. Das schlägt sich natürlich in verschiedenen Problemlagen nieder, birgt aber auch Ressourcen, die erkannt werden müssen. Insofern geht es in den zwei spezifischen Seminaren zu Rassismus und Migration, einem Einführungs- und einem Vertiefungsseminar, darum, Migration und Rassismus als grundlegende gesellschaftliche Strukturen und soziale Verhältnisse zu verstehen. Daneben gibt es an der ASH verschiedene Möglichkeiten, sich mit diesen Themen weitergehend zu beschäftigen, etwa indem im Studienschwerpunkt (der Werkstatt und dem Projekt) entsprechende Themen gewählt werden oder die Methoden- oder Rechtsseminare entsprechend besucht werden.

Was soll unter dem Begriff "Diversity" verstanden werden?

Diversity wird ganz unterschiedlich verstanden, in den entsprechenden Modulen verstehen wir an der ASH unter Diversity das Verhältnis von Differenzierung und Macht. Nicht Differenz also, sondern Differenzierung, also die aktive Hervorbringung von Differenz, die in machtförmigen Prozessen rechtlicher, politischer, sozialer, kultureller, sprachlicher Art hervorgebracht werden und alle Lebensbereiche durchdringen.

Zu Ihren Schwerpunkten zählen u.a. interdisziplinäre, vergleichende und relationale Rassismusforschung. Nach welchen Kriterien wird Rassismusforschung betrieben? Wer definiert Rassismus?

Rassismusforschung historisch, relational und vergleichend zu betreiben hat den Vorteil, Muster zu erkennen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten, Zusammenhänge zu verstehen und zu versuchen, der Komplexität von Gesellschaft näher zu kommen. Das bewahrt davor, besonders grausame Ereignisse als Unfälle oder als außerhalb des Möglichen, als Zivilisationsbruch, abgeschlossene Vergangenheit o.ä. zu verharmlosen. Ein derartiger Zugang kann auch helfen zu verstehen, warum Menschen in bestimmten Situation verschieden oder auch gleich reagieren und das nicht nur auf ihre Persönlichkeit und Biographie oder Nationalität zu beziehen, sondern auch im Zusammenhang mit kulturellen Gedächtnissen und mit kollektiven Erfahrungen zu sehen, die in Erzählungen und Be-/Deutungen weitergegeben und transformiert werden. Kultur bekommt hier eine andere Bedeutung als dies im Kontext von rassialisierenden Kulturalisierungen geschieht. In der kulturellen Tätigkeit findet eine ständige Auseinandersetzung statt, das ist nichts statisches, aber auch nicht beliebig. Die verschiedenen Rassismen, Antisemitismus, Rassismus gegen Roma und Sinti, gegen Schwarze oder Muslim*innen haben Spuren hinterlassen, im sozialen Miteinander, den kulturellen Auseinandersetzungen, der Kommunikation in Familien, den Themen, mit denen sich Communities beschäftigen, in Politik und Recht und in der Struktur der Gesellschaft – widersprüchliche, sich oft überlappende, mit anderen gesellschaftlichen Machtverhältnissen (wie Geschlecht, Sexualität, Klasse, Ability) einhergehende, die ähnliche Effekte, aber auch sehr verschiedene zeitigen. Die Verweigerung von Zugehörigkeit etwa hat in unterschiedlichen historischen Kontexten verschiedene Gruppen auf unterschiedliche Weisen betroffen: Menschen wurde von vornherein die rechtliche und politische Zugehörigkeit verwehrt wie etwa im Kolonialismus, ihren Bürger*innen entzogen wie im Nationalsozialismus oder mit zunehmenden Auflagen verbunden, wie dies heute geschieht. Was heißt das aber für Menschen in den jeweils konkreten Situationen? Oder die Interrelation von Geschlecht-Sexualität und Religion-Kultur-„Rasse“? Wir finden sie im Antisemitismus, im antischwarzen und antimuslimischen Rassismus, im Orientalismus und im Rassismus gegen Roma und Sinti – und doch ist er nicht immer der gleiche, weder zeitlich gesehen noch im Zusammenhang mit einem bestimmten Rassismus. Warum sind aber Geschlecht und Sexualität derart wichtig in westlichen rassistischen Konzepten und Praktiken? Eine letzte wichtige Frage vielleicht noch, und zwar die nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft: Können Menschen in einer rassistisch strukturierten Gesellschaft entrinnen? Bzw. offener gefragt: Wie können konkrete Menschen in konkreten Situationen versuchen, rassistische Effekte auszugleichen, zu minimieren, ihnen etwas entgegen zu setzen in einem gesellschaftlichen Kontext, der durch Rassismus strukturiert ist?

Wie gestalten Sie ihre Seminare und Vorlesungen? Was möchten Sie ihren Studierenden mitgeben?

Ganz wichtig ist mir, dass die Studierenden erkennen, dass Rassismus und Migration ernst zu nehmende Themen sind, die zwar auch mit moralischen Fragen zu tun haben, aber insbesondere ein fundiertes und differenziertes Studium und eine persönliche und professionelle Auseinandersetzung erfordern. Und dass es ein Luxus ist, sich im mehr oder weniger geschützten Seminarraum damit beschäftigen zu können. Dass es ein Luxus ist, dass es heute so viele Studien und Theorien, Überlegungen und Zeugnisse gibt, die der Auseinandersetzung und Reflexion dienlich gemacht werden können. Dass nicht Rassismus (in jedem Fall) ein bewusstes Verhalten ist, sondern dass man sich bewusst entscheiden muss, Rassismus zu begegnen, sich damit auseinander zu setzen, ihm etwas entgegen zu setzen. Es nicht zu tun, heißt in der rassistischen Verstrickung gefangen zu bleiben, davon zu profitieren oder darunter zu leiden, sich davon vereinnahmen zu lassen. Es ist anstrengend und geht an die Substanz, sich mit Rassismus zu beschäftigen und zu erkennen, dass Migrationsbewegungen normal sind, während die Bedingungen, unter denen sie stattfinden, zu Problemen führen. Es ist mir also in den Seminaren wichtig, Mitleid und Schuld bzw. Ohnmacht zu überwinden und zu einem verantwortlichen und reflektierten Umgang mit Rassismus und Migration zu gelangen.

Bei den diesjährigen Interventionen ging es vor allem um Selbstorganisationen von Geflüchteten und Migrant*innen. Sie forschen auch zu Selbstorganisationen und sozialen Bewegungen. Wie hat sich historisch die Selbstorganisation marginalisierter Communities entwickelt?

Menschen haben sich immer schon zusammengeschlossen, um in eigener Sache gemeinsam etwas zu bewegen. Die Vorzeichen und die Rahmenbedingungen sind freilich unterschiedlich und hängen damit zusammen, was Probleme macht, was gemeinsam anzugehen ist.

So allmählich scheint in Kunst und Kultur, aber auch in Politik und Gesellschaft, ein Bewusstsein für die Wichtigkeit dieser Selbstorganisationen und ihrer Expertisen zu entstehen. Wie schätzen Sie das ein?

Ich halte es für äußerst wichtig, Selbstorganisationen zu unterstützen und zu fördern, denn sie wissen am besten, was sie brauchen. Insofern kann auch sehr viel von Communities gelernt werden. Aber nicht alle Menschen fühlen sich von Communities repräsentiert, wollen oder können sich einer spezifischen Organisation anschließen. Zu berücksichtigen ist auch, dass in einer Metropole wie Berlin entlang verschiedener Machtverhältnisse und Diskriminierungserfahrungen bzw. in unterschiedlichen Überlappungen Selbstorganisationen entstehen können, aber selbst hier nicht zu allen denkbaren Bedürfnissen und in strukturschwachen Gegenden schon gar nicht. Es gibt etwa erst seit Kurzem Selbstorganisationen von Menschen mit Migrationsbezügen und Behinderung. Selbst das ist noch sehr allgemein: Menschen ohne oder mit prekärem Aufenthaltsstatus haben ganz andere Bedürfnisse an eine Selbstorganisation als solche, deren formale Zugehörigkeit nicht ernsthaft bedroht ist. Auch die unterschiedlichen Formen und Grade an Behinderung spielen eine Rolle. Es ist gut, dass über diese Differenzen hinweg Selbstorganisationen gegründet werden, aber das ersetzt nicht die Zuständigkeit und auch nicht die notwendige Professionalisierung sozialer Dienste, wenn wir bei diesem Beispiel bleiben wollen.

Wie kann verhindert werden, dass dieses Interesse nur ein temporäres Phänomen bleibt?

Durch Institutionalisierung, durch Förderung, durch Wertschätzung der Arbeit, die dort geleistet wird.

Projekte Kultureller Bildung haben den Ansatz Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine partizipative ästhetische Praxis zu ermöglichen, d.h. Beteiligte sollen als Akteur*innen verstanden werden. Oft sind Projekte zu einem ganz konkreten Thema – z.B. zum Thema Migration. Sollten dabei auch intersektionale Aspekte berücksichtigt werden?

Ich denke schon, dass es wichtig ist, auch weiterhin Projekte zu Migration zu haben, denn in den sogenannten allgemeinen Themenbereichen wird Migration noch viel zu wenig differenziert und berücksichtigt. Aber die Gefahr besteht natürlich, dass sich dann die sog. allg. Bereiche nicht zuständig fühlen und Interrelationen zur Nebensache werden. Meine Empfehlung wäre hier, auf allen Ebenen parallel vorzugehen: in thematischen Zugängen einzufordern,  spezifische Ansätze und Angebote mit Fokus auf Migration zu haben und zusätzlich intersektionale.

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