Im Nachgang einer zweitägigen Laborwerkstatt zum Thema "Das visionäre Potenzial der Kunst - Kunst und Kulturelle Bildung im Kontext von Flucht, Ankommen und Zukunftsgestaltung", die im Herbst 2016 in der Stiftung Genshagen stattgefunden hat, wurden Beiträge von Anna Chrusciel, Dr. Michael Wimmer sowie Jean-Louis Sagot-Duvauroux veröffentlicht. Diese beinhalten u. a. eine kritische Verhandlung der Wirkungsdebatte in der Kulturellen Bildung, eine Reflexion über die Kunst und deren Entfetischisierung im postimperialen Zeitalter sowie eine Beleuchtung der Potenziale der Kunst.
So arbeitet Anna Chrusciel in Ihrem Vortrag "Wer will was für wen in der Kulturellen Bildung?" heraus: " Wer darf wem welche Fragen stellen? Was ist für wen eine erstrebenswerte Wirkung? Wer definiert diese? Und wer sind die Subjekte dieser Wirkungsanliegen? Dann würde es nicht mehr darum gehen, marginalisierte Gruppen mit Kulturellem Kapital auszustatten, um ihnen vermeintlich bessere Chancen im Wettbewerb aktueller gesellschaftlicher Spielregeln zu versprechen, sondern es würde darum gehen, an den Spielregeln selbst zu arbeiten. Dies würde im Anschluss an kritische bzw. antirassistische Kontexte eine Umkehrung der Fragerichtung in der Wirkungsdebatte nach sich ziehen: „[...] nicht über ‚bildungsferne‘ Migrant_innen reden, sondern über die Misere und rassistischen Strukturen des Bildungssystems; nicht über Migrant_innen, die das Sozialsystem ausnutzen, sondern über Mechanismen, die ausgrenzend wirken etc.“*
Insbesondere Künstler*innen eröffnen aktuell durch ihren politisch-kritischen und kreativ-visionären Blick auf die Gesellschaft bedeutende und aufschlussreiche Perspektiven auf die Gegenwart, aber auch für die Zukunft. Während der Plattform Kulturelle Bildung haben und Künstler*innen mit und ohne Flucht- oder Migrationsbiografie ihre Werke präsentiert und zur Diskussion gestellt.
Die Veranstaltung wurde zur Laborwerkstatt: Experimentierräume in Kleingruppen ermöglichten künstlerische Auseinandersetzungen zu Themen wie Zukunft, Wirkung, Transkulturalität und (Mit-) Gestaltung. Dabei wurde versucht, neue Praxisformen der Kulturellen Bildung gemeinsam zu entwickeln, die die Positionen und Impulse von Geflüchteten ernsthaft aufnehmen, künstlerisch umzusetzen und gesellschaftlich zu verankern.
Die Veranstaltung wurde kuratiert von Sophie Boitel und Dr. Maren Ziese. Die Beiträge sind auf der Webseite der Stiftung Genshagen abrufbar.
*Auszug aus einer Ankündigung eines Workshops zu Antirassismus und Kulturarbeit der Tiroler Kultinitiative aus dem Jahr 2011, http://www.tki.at/home.html, [27.10.2016].